10 Jahre Hospiz-Gemeinschaft in Weyarn
Am 12.8.2013 wurde das neu erbaute Hospizgebäude mit wohnlichen behindertengerechten Einzelzimmern – alle mit Blick auf die Mangfall und den Garten – für Kranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige eröffnet. Seit dieser Zeit leben im Rahmen des Betreuten Wohnens Gäste in der Hospiz-Gemeinschaft. Sie leben so selbstbestimmt, wie es ihnen möglich ist und werden pflegerisch, medizinisch und in spiritueller Hinsicht begleitet. Im Folgenden stellen wir Statements bekannter Persönlichkeiten sowie Erfahrungsgeschichten von Angehörigen vor, die die Arbeit der Hospiz-Gemeinschaft unterstützen.
Michael Pelzer, langjähriger Bürgermeister von Weyarn:
Seit über 20 Jahren begleite ich das Domicilium, das sich zwischenzeitlich deutschlandweit eine hohe Reputation erworben hat.
Für Viele ist diese Stätte hoch über der Mangfall ein Kraftplatz, der durch die Spiritualität und die gleichzeitige Solidität der Betreiber noch gefördert wird.
Der Bau eines kleinen Hospizes – ausgerichtet nicht nach den Richtlinien und Fördermöglichkeiten, sondern nach dem, was Menschen in ihrer letzten, zuweilen durchaus längeren Lebensphase brauchen, ist eine besonders schöne Frucht der Arbeit im Domicilium.
Will man jungen Menschen den Begriff der Menschlichkeit nahe bringen, sollten sie ein paar Tage das Leben an diesem Ort begleiten lassen.
Dass solch ein Beispiel in unserem Land nur durch Eigeninitiative sowie Sponsoren – und Mäzenatentum gebaut und erhalten werden kann, macht mich ein wenig traurig.
Die Anerkennung, die das Domicilium bei den Menschen in der Nachbarschaft, in unserer nächsten Umgebung und auch weit darüber hinaus erfährt, zeigt mir, dass dieser Weg richtig ist und dass wir ihn gemeinsam immer wieder pflegen müssen.
Inge Hoffmann-Hirmer, Kauffrau, begleitete ihre Freundin am Lebensende
Es sind Situationen im Leben, welche irgendwann einmal Jeden treffen: Im Bekanntenkreis oder in der Familie tritt Krankheit auf und irgendwie werden alle zu Betroffenen. Wo soll eine gute Freundin untergebracht werden, wo werden Menschen gut und würdevoll begleitet und versorgt? Eine konkrete Antwort darauf fand ich in der Hospiz-Gemeinschaft Domicilium.
Meine Freundin Marion aus Lindau war sehr schwer an Krebs erkrankt. Die Klinik in Oberstaufen wollte sie entlassen, da nur noch zwei bis sechs Monate Lebenszeit zu erwarten waren. Meine Freundin war total apathisch und ratlos. Sie bat mich für sie zu sorgen, da ich ihre längstjährige Freundin war. Wir kannten uns seit der Jugendzeit.
Bereits drei Jahre vorher hatte ich das Domicilium durch andere Freundinnen kennengelernt, die für ihre letzte Lebensphase dort wunderbar aufgehoben waren und betreut wurden.
In meiner Not rief ich bei Frau Snela an und erkundigte mich nach einer Möglichkeit, meine Freundin dort unterzubringen. Ich hatte Glück und bekam schon fünf Tage später ein wunderschönes Zimmer.
Meine Freundin Marion wurde sehr herzlich begrüßt und aufgenommen, wie wenn sie nach einer langen Reise nach Hause käme. Vom ersten Moment an fühlte sie sich in Weyarn sehr wohl. Sie strahlte buchstäblich, hatte Freude am Leben, hörte Musik und nahm dankbar Meditationsgespräche an. Gerade in den letzten 14 Tagen ihres Lebens waren diese Gespräche für sie sehr wichtig und beruhigend.
Das Domicilium bietet darüber hinaus Seminare für Begleitpersonen an, die dadurch Sammlung und Abstand zum Leid finden können.
Es war für mich als Freundin und Betreuerin eine große Beruhigung, Marion so gut aufgehoben zu wissen. Auch die Besprechungen mit dem Arzt waren sehr verständnisvoll. Selbst für mich waren die Stunden im Haus über das ganze halbe Jahr hinweg eine Kraftquelle, Stunden, in denen ich den Stress vergessen konnte. Und Marion war unendlich dankbar. Sie hat sich so ruhig und friedlich verabschiedet, ohne Schmerzen zu empfinden. Ihr Gesicht strahlte eine wunderbare Gelöstheit aus.
Auch für mich war die Zeit im Domicilium ein großes Erlebnis.
Gertraud Gruber, Rottach-Egern, Unternehmerin; die Josef und Gertraud-Gruber-Stiftung trug die Baukosten des Hospizgebäudes:
„Als Stifterin sehe ich mit großer Freude, dass die Hospiz-Gemeinschaft von Stiftung Domicilium e.V. in Weyarn sich so wunderbar entwickelt. Nichts freut mich mehr, als wenn das Ganze einen Sinn hat und für viele kranke und sterbende Menschen eine große Hilfe ist.“
H.E. „Wie das Sterben meiner Frau mein Leben veränderte“
Ich war ganz unvorbereitet! Aber die Diagnose „Krebs“ war meiner Frau und mir schon seit einem Jahr bekannt. Ihr Zustand verschlechterte sich bald dramatisch und sie musste ins Krankenhaus. Nachdem sie ‚austherapiert’ war, war sie so schwach, dass ich einen Pflegeplatz brauchte. Von einem Freund bekam ich den Hinweis, im Domicilium zu fragen. In meiner Hilflosigkeit wurde ich von Helena Snela sehr liebevoll aufgenommen und begleitet. Sie gab mir Tipps, wie ich das Zimmer vorbereiten sollte, damit sich meine Frau bei ihrer Ankunft im Hospiz wie zu Hause fühlt. Als sie dann dort einzog, waren viele ihrer vertrauten Gegenstände da und sie fühlte sich hier willkommen. Nicht nur meine Frau, sondern auch ich wurde liebevoll begleitet. Nach vier Tagen verstarb meine Frau. Durch die Anleitung von Helena Snela wurde das Abschiednehmen sehr würde - und liebevoll gestaltet und von allen Trauergästen so erlebt. Dazu trugen auch die Meditationen am offenen Sarg bei - ganz selbstverständlich wurde ich in den Kreis der morgendlichen Meditierenden im Domicilium aufgenommen, die täglich von 6.30 .- 7.00 Uhr im Schweigen sitzen und zum Abschluss gemeinsam ein Mantra singen.
Damit ergab sich eine wunderbare Möglichkeit, mich mit dem Abschiedsschmerz auseinanderzusetzen. Nach vierzig Tagen war noch einmal ein kleiner Kreis zusammen gekommen, um der Verstorben beim letzten Schritt in die Ewigkeit zu gedenken.
In dieser Zeit – es sind nun etwa vier Jahre her - entstand mein Bedürfnis, jeden Tag mit der Meditation im Domicilium zu beginnen, mir dort für mich und niemanden Anderen Zeit zu nehmen und dann gestärkt in den Alltag zu gehen. Ich kann nur Danke sagen, dass meine Frau und ich den Weg ins Domicilium gefunden haben.
Bruno Jonas, München, Kabarettist
„Die Gäste kommen zum Sterben, aber sie bekommen im Domicilium Lust am Leben – wie wunderbar, das es diesen Ort gibt!“
Inge Cramer, Fotografin: „Meine geliebte Schwester geht mir im Sterben voraus“
Mit der Hospiz-Gemeinschaft des Domicilium verbinde ich tiefgreifende, schmerzliche und wunderbare Erinnerungen und Gefühle. Meine Schwester Gudrun hatte das Glück, die letzte Phase ihrer Krebserkrankung und damit ihres Lebens in der kompetenten und liebevollen Begleitung der Domicilium-Mitarbeiter verbringen zu dürfen.Mein Schmerz des Abschieds von diesem geliebten Menschen wurde aufgefangen von dem Bewusstsein, dass es keinen besseren Ort für Gudrun geben konnte, um zu sterben. Hier wird der einzelne Mensch in seinen ganz persönlichen Eigenarten gesehen und, vor allem, angenommen. Hier geschieht innere Vorbereitung auf den Tod, aber stets mit der Bereitschaft zu Heiterkeit und Lebensbejahung.
Hier herrscht keine Frömmelei, sondern das Bewusstsein der Ganzheit des Lebens mit dem Tod als natürlichem Ende Das hilft dem Menschen sehr, der oft verständlicherweise das Leben nicht loslassen möchte.Ich jedenfalls habe als Begleiterin meiner geliebten Schwester dort selber sehr viel für mich gelernt und möchte deshalb diese schwere Zeit nicht missen!
Meine Verbundenheit mit diesem ganz besonderen Ort ist so stark, dass ich seitdem immer wieder an Meditationstagen dort teilnehme, obwohl das vorher nicht Teil meines Lebens war.
Ich wünsche allen Mitarbeitern die Kraft, ihre wichtige Aufgabe weiterhin so gut zu bewältigen und allen Menschen, die dort ihrem Ende entgegen gehen, denselben Frieden, den meine Schwester dort gefunden hat.
Uschi Rodenstock, München, Psychologin und Psychotherapeutin Lange Jahre begleitete sie ehrenamtlich Kranke in Krankenhäusern und gab Supervision für ehrenamtliche Betreuer im Dienst am Krankenbett
„Aus meiner langjährigen Erfahrung am Krankenbett weiß ich, wie wichtig es ist, Menschen mit ihren Emotionen und Bedürfnissen in Würde auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Wie schön, dass es die Hospiz-Gemeinschaft in Weyarn gibt, deren Arbeit ich gerne unterstütze.“
Maria Börgermann, Sozialarbeiterin: „Als er ging, war ich nicht allein“
Nachdem ich durch Gertraud Gruber, die Stifterin des Hospizgebäudes vom Domicilium in Weyarn erfahren hatte, kam ich zunächst über die Meditation in näheren Kontakt mit dem Haus und dessen Angebot.
Immer wieder nahm ich an Zazen-Kai, also Wochenendangeboten zum kurzen Sitzen im Schweigen teil. Ich fühlte mich sofort willkommen und von der Offenheit im Haus angesprochen.
Die Ruhe, der Blick in den Garten und die Spaziergänge an der nahen Mangfall bleiben mir in guter Erinnerung.Als jedoch im Jahre 2009 mein Mann sich seinem Sterben näherte und ich überfordert und orientierungslos dem Geschehen gegenüber stand, fiel mir, als wenn es so sein sollte, plötzlich ein, dass es ja im Domicilium ein Hospiz gab.
Hier gab es Antworten auf meine Fragen und viel konkrete Unterstützung. Eine große Beruhigung stellte sich nun auf allen Seiten ein – selbst mein Mann wurde gelassen und entspannt. Wir fühlten uns eingebettet in die Hospiz-Gemeinschaft und er konnte sterben.